Rhetorik & Film: Paths of Glory (1957)

Wann:
13. Juli 2018 um 18:00 – 21:00
2018-07-13T18:00:00+02:00
2018-07-13T21:00:00+02:00
Wo:
Kino Arsenal
Hintere Grabenstraße 20
72070 Tübingen
Rhetorik & Film: Paths of Glory (1957) @ Kino Arsenal

Der erste Weltkrieg ging ein in die Geschichte als Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts. Zum Mythos des Grauens geworden ist vor allem die barbarische Brutalität der Westfront, an der sich deutsche und alliierte Infanteristen im zermürbenden Stellungskrieg über lange, dunkle Jahre hinweg gnadenlos belauerten, beschossen und bestürmten. Tausende und Abertausende starben elendig im Kampf um wenige Meter zu Dreck verbrannten Landes. Das schaurige Wort von der „Blutmühle“ machte alsbald im Graben die Runde. In jener schlammig-rußigen Hölle trotzen der französische Colonel Dax und seine ausgezehrten Kameraden dem todbringenden Granatenhagel der täglich niederdonnernden Stahlgewitter. Doch nicht nur von Seiten ihrer teutonischen Kombattanten droht den Truppen Frankreichs Lebensgefahr, auch die karrierelechzende Hybris der eigenen Führung liefert diverse Soldaten mitunter sinnlos ans Messer, weiht sie rücksichtslos dem sicheren Tode. „In der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt“ so spricht der Volksmund. Will man ein solch lässiges Diktum guten Gewissens gelten lassen? Oder möchte man zornig Einspruch erheben im Namen der unverbrüchlichen Würde, die jedem einzelnen Geschöpf zukommen soll? Darf der Krieg um des bloßen Sieges Willen seine eigenen sinistren Gesetze schreiben? Oder muss auch administrativ arrangiertes Blutvergießen zumindest noch den basalen Regeln der zähmenden Humanität gehorchen? Solche Fragen verhandelt der ruhmreiche Filmemacher Stanley Kubrick in seinem erschütternden Antikriegsfilm „Paths of Glory“, in welchem der legendäre Kirk Douglas als grandioser Hauptdarsteller beeindruckend brilliert. Ganz gewiss ein mitreißender, ein aufwühlender Film! Aber vermag jenes Werk denn mehr, als bloß an unser moralisches Grundempfinden zu appellieren? Wartet der große Kubrick hier etwa mit einer klaren Botschaft auf? Möchte er uns für einen bestimmten moralischen Standpunkt einnehmen, uns von einer gewissen politischen Ansicht überzeugen? Ebensolchen Fragen wird sich nach der Vorführung des Films der Tübinger Rhetorikexperte Dr. Thomas Zinsmaier widmen. Im Anschluss an seinen Kurzvortrag darf auch seitens des Publikums lebhaft diskutiert werden.

Über die Veranstaltungsreihe

Filme verwandeln uns, wirken inspirierend, stilbildend, geradezu identitätsstiftend. Gelegentlich wird das Kino sogar zur Lehranstalt, verändert unseren Blickwinkel so sehr, dass wir die Welt und ihre Bewohner fortan mit anderen Augen sehen – und erzeugt in so manchem Fall auch Kontroversen: Fördern Horrorfilme und Actionkino nun die Neigung zur Brutalität oder nicht? Wie immer man in solchen Fragen auch entscheiden mag, eines ist sicher: Gut gemachte Filme können uns von diesem oder jenem überzeugen. Im Rahmen der Reihe Rhetorik & Film, die das rhetorikforum in Zusammenarbeit mit dem Kino Arsenal organisiert, werden sowohl Klassiker als auch zeitgenössische Spiel- und Dokumentarfilme gezeigt und hinsichtlich ihrer Überzeugungskraft analysiert. Im Anschluss an die Vorführung jedes Films wird sich ein Experte aus Wissenschaft oder Praxis in einem kurzen Vortrag sowie in Diskussion mit dem Publikum mit der Frage befassen, was diesem Film rhetorische Wirkungsmacht verleiht – und wovon er uns überzeugen will.