Rhetorik & Film: Smoke (1995) – Retro Cinema

Wann:
13. Januar 2019 um 20:15 – 23:15
2019-01-13T20:15:00+01:00
2019-01-13T23:15:00+01:00
Wo:
Kino Arsenal
Hintere Grabenstraße 20
72070 Tübingen
Rhetorik & Film: Smoke (1995) - Retro Cinema @ Kino Arsenal

Dr. Thomas Zinsmaier: Der rhetorische Faktor in Smoke von Wayne Wang (1995)

13. Januar 2019, 20:15 Uhr im Kino Arsenal

Magische Orte leuchten nicht selten glanzlos. Manche von ihnen mögen geradezu lachhaft gewöhnlich erscheinen. Doch eben darin liegt ihre Magie: Sie sind Knotenpunkte unseres sozialen Lebens und somit Brutstätten für die Mythen unseres Alltags. Wer wir sind, erfahren wir niemals durch göttliche Eingebung, sondern stets durch das Echo unserer Umwelt. Ungefragt spricht das postmoderne Orakel abends in der Kneipe und morgens an der Bushaltestelle – oder eben an einem alten Tresen in Brooklyn/New York. Dort, in einem Tabakladen, arbeitet der passionierte Hobbyfotograf Augustus ‚Auggie‘ Wren und eben dort kauft der verwitwete Schriftsteller Paul Benjamin täglich seine Zigarillos. Dort kreuzen sich die Wege von allerlei Großstadtkreaturen, die mit Herzblut streiten, stänkern, flirten, fluchen und philosophieren. Der kleine Laden ist Ausgangspunkt und Etappe einer Handvoll traurig-komischer Geschichten. So verschieden deren Protagonisten auch sein mögen, sie alle variieren das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Ödipus hingegen kommt nicht vor. Fatalismus scheint fern. Der Ausgang ist niemals ein Ende, sondern bewahrt sich stets seine Offenheit. Der preisgekrönte Kultautor Paul Auster lieferte das Drehbuch für jenen ruppig-zarten Film, den Wayne Wang in nonchalant bewegten Bildern inszeniert hat. Das Faszinosum des Werks gleicht dem blauen Tabakdunst: Bisweilen nebelhaft, mitunter atemberaubend. Doch bedeuten die poetisch urbanen Rauchzeichen von „Smoke“ einen tieferen Sinn oder gar eine klare Botschaft? Ebensolchen Fragen wird sich nach der Vorführung des Films der Tübinger Rhetorikexperte Dr. Thomas Zinsmaier widmen. Im Anschluss an seinen Kurzvortrag darf auch seitens des Publikums lebhaft diskutiert werden.

Über die Veranstaltungsreihe

Filme verwandeln uns, wirken inspirierend, stilbildend, geradezu identitätsstiftend. Gelegentlich wird das Kino sogar zur Lehranstalt, verändert unseren Blickwinkel so sehr, dass wir die Welt und ihre Bewohner fortan mit anderen Augen sehen – und erzeugt in so manchem Fall auch Kontroversen: Fördern Horrorfilme und Actionkino nun die Neigung zur Brutalität oder nicht? Wie immer man in solchen Fragen auch entscheiden mag, eines ist sicher: Gut gemachte Filme können uns von diesem oder jenem überzeugen. Im Rahmen der Reihe Rhetorik & Film, die das rhetorikforum in Zusammenarbeit mit dem Kino Arsenal organisiert, werden sowohl Klassiker als auch zeitgenössische Spiel- und Dokumentarfilme gezeigt und hinsichtlich ihrer Überzeugungskraft analysiert. Im Anschluss an die Vorführung jedes Films wird sich ein Experte aus Wissenschaft oder Praxis in einem kurzen Vortrag sowie in Diskussion mit dem Publikum mit der Frage befassen, was diesem Film rhetorische Wirkungsmacht verleiht – und wovon er uns überzeugen will.